Pascal - Es gibt nur zwei Szenarien, die einen Studenten um 4:20 aus dem Bett bekommen: Ein nuklearer Angriffskrieg oder Bayern spielt international. Letzteres war am 12.12 der Fall, das ehemals grosse Manchester United lud zum Tanz im Old Trafford. Von Geroldswil und über Baden fuhren wir mit einer 9er-Bus-Abordnung nach Genf, von wo wir dann nach England übersetzen sollten. Nachdem noch vereinzelt Hopfenkaltgeränke oder auch Digestife im Duty-Free Laden erworben wurden, hoben wir auch schon ab in Richtung England. Dies taten wir sowohl im Wissen, sowieso die unerreichbaren Könige unserer Gruppe zu sein, als auch mit vielen glorreichen Siegen über viele englische Kontrahenten der jüngeren Vergangenheit im Rücken. Da es für die Tommies ja noch um etwas ging, stellte man sich auf eine vernünftige Gegenwehr ein. Mit unserem besten Freund Uber, mit welchem wir auf dieser Reise grundsätzlich jede Strecke über 500 Metern zurücklegten, liessen wir uns nach der Landung in die Innenstadt bugsieren. Da Manchester an sich wahrhaftig kein Augenschmaus zu sein schien, flüchteten wir alsbald in ein Lokal, um mit unserem Touristen-Geld der angeschlagenen englischen Gastronomie unter die Arme zu greifen. Dort sahen wir uns ersten Provokationen eines frechen Tommy-Kellners ausgesetzt, welcher aber nach stoischer Reaktion der BFCZ-Kameraden wieder den Rückzug antrat. Gestärkt teilte man sich kurz auf, um in die jeweiligen Unterkünfte einzuchecken und sich abmarschbereit zu machen.
Um 17:00 traf sich die Südkurve an der Station Old-Trafford, von wo man zum Stadion marschieren wollte. In der Annahme, den Abmarsch verpasst zu haben, liessen wir uns vom Uber weiter nach vorne bis fast zum Stadion fahren. Leicht verwirrt schlenderten wir dann zu fünft auf gesperrten Strassen, links und rechts ein Grossausgebot der Polizei und unter wütendem Hupen der betroffenen britischen Autolenker. Doch wir genossen den roten Teppich zum Old Trafford, bis wir dann kurz vor dem Stadion plötzlich lautes, bekanntes Geschrei HINTER uns hörten: die Bayern. Es dämmerte uns dann: Wir hatten uns aus Versehen genau zwischen den Marsch und das Stadion bringen lassen, und die Polizisten dachten wohl, wir seien die Vorhut oder so ähnlich. War auf jeden Fall lustig. Nach ausgiebigen Kontrollen durften wir dann in den Auswärtsblock, wo man sich unterirdisch nochmal Bier aus Plastikflaschen (?) gönnte, im Block selbst darf man ja in England nicht trinken. Witzbolde. Die Stimmung im Block war gut, trotz etwa 50 britischen Schreihälsen, welche die Heimfans wohl als Guerilla-Taktik strategisch neben den Gästeblock stellten. Respektabler Versuch, hat aber nichts gebracht. Der Spielverlauf verhilft der Kompaktheit dieses Berichts, Manchester spielte warum auch immer so, als wären sie mit ihren leeren Händen genauso zufrieden, wie wir mit dem Gruppensieg. King Coman schoss uns dann in der zweiten Hälfte in Führung und zum Sieg, was endgültig das Ende Manchesters besiegelte. Football’s coming home! You’re sh*t and you know you are! This is a library! Man bediente sich diverser rhetorischer Mittel, um den Briten noch die ein oder andere zusätzliche Träne die Wangen runterkullern zu lassen.
Wichtig zu erwähnen ist aber, dass wir als BFCZ geschlossen im Gästeblock neben unserer Fahne standen, was die Essenz einer solchen Reise und des Fussballfahrens hervorhebt: Die Gemeinschaft. Diese zog sich auch durch die ganze Auswärtsfahrt, man reiste, ass (ausser dem Samichlaus) und feierte zusammen. Nach dem Spiel machten wir noch ein paar Trophäen-Fotos vor dem Old Trafford und liessen kehrten dann zufrieden in die Stadt zurück. Das Lokal, in welchem wir den Tag allenfalls noch hätten ausklingen lassen, war leider von den einzigen 100 wohlhabenden Leuten aus Manchester überrannt. Da die Lambada-Bar leider in Zürich ist und nicht in Manchester, fanden wir kein Lokal mehr und entschieden uns, dies stattdessen in unserem Apartment zu tun.
Die Rückreise am nächsten Tag verlief auch wieder ohne Probleme, nach der Landung bugsierte uns Marcel wieder wohlbehalten zurück nach Zürich. Eine rundum spassige und erfolgreiche Auswärtsreise, von welcher man sich viele wertvolle Erinnerungen mitnimmt, fand somit ihr Ende.
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