Erich - Am Dienstagabend setzte man den Startschuss zum 50-Stunden-Trip Richtung Süden. Im komplett ausgebuchten 9er ging es dann auch gleich zur Sache. Ausnahmsweise stand mal nicht der Gerstensaft im Vordergrund, sondern das andere Halbfinalspiel Madrid-Dortmund. Die Smartphones glühten und die Emotionen gingen hoch. Der solariumgebräunte Dortmunder Schlussmann brachte nicht nur den spanischen Rekordmeister, sondern auch uns zur Verzweiflung. Als dann in Frankreich Bild und Ton ausfiel, ballerte Real endlich los, doch reichte es leider nicht mehr. In Frankreich selber suchte man vergebens eine Raststätte, welcher unser Hunger nach Nahrung gestillt hätte. Alles fermé; tägliche Arbeitszeit in diesen Breitengraden ist wohl vier Stunden, wenn überhaupt.
In der Nacht mietete man sich in einem feinen Autobahnmotel Nähe Montpellier ein, wo wir immerhin noch 5 Stunden in den Genuss eines Bettes kamen. Da das französische Raststättenangebot eher auf Vierbeiner zugeschnitten ist, setzten dann einige, in der gut dreistündigen Fahrt von Montpellier in die Katalonische Hauptstadt, bereits voll auf die Karte Paulaner hell. Am frühen Nachmittag sind wir dann planmässig im legendären Camp Nou angedockt. Trotz beruhigendem 4:0-Polster aus dem Hinspiel, schoss man einige Erinnerungsfotos dieses Gebildes mit dem nötigen Respekt, denn zu viel Negatives ist uns seit 1999 in diesem 100’000er widerfahren.
Nun zog man mit der U-Bahn in die Innenstadt, um endlich etwas Richtiges zu essen. Dort konnten wir dann auch zwei treue BFCZler begrüssen, die via Mailand und Luftfahrt angereist waren. Im Vollbestand der Kräfte nun, ging es nach dem Essen zum Treffpunkt an den „Plaza de Catalunya“. Herrlicher Sonnenschein, geiler Mob, tolle Stimmung. Am frühen Abend dann der obligate Europapokalfototermin mit anschliessender Corteo zum Stadion. Alles sehr gelungen und die Vorfreude aufs grosse Spiel hätte nicht grösser sein können.
Das Spiel selber ist schnell erzählt. Die Spanier versuchten etwas in der ersten Halbzeit, doch hatten sie, gegen unser gewohnt starkes Defensivverhalten, wenig zu melden. Unser Torhüter wurde, wie so oft in dieser Saison, zwei bis dreimal angeschossen, der Rest ging neben das Tor. In der zweiten Halbzeit ging den Einheimischen die Luft aus und wir konnten einen standardmässigen 3:0-Auswärtssieg feiern. Die Stimmung war natürlich bei diesem Spielstand erst Recht gut, da nebst den Vielfahrern nun auch FCB-Tours-Reisende und andere Kommerzfans den Mund aufbrachten. Wer hätte vor zwei, drei Jahren gedacht, dass wir das „who the fuck is Bartzelona“-Lied mal so sprichwörtlich treffend aus unseren Kehlen singen können. Ein Traum ging in Erfüllung. Besonders auch für jene, die sich vor vier Jahren die 0:4-Demütigung unter Grinsmann, bei strömendem Regen, vor Ort über sich ergehen lassen mussten.
Nach dem Spiel verschiebten wir weiter an die Costa Brava nach Santa Susanna. Sehr netter Ort, bei welchem in der Hochsaison wohl einiges los sein wird und von dieser Seite durchaus zu empfehlen ist. Am Morgen danach wurde dann noch ein Strandfoto geschossen und bei einigen der Siegessuff-Kater mit Wasser feat. „Algifor forte“ gelöscht.
Auf der Rückfahrt kam dann wohl, in dieser nasskalten Saison das erste Mal überhaupt, die Klimaanlage des 9ers zum Zuge. Welch herrliches Gefühl, den FC Bayern auch wieder mal im Einklang des Sonnenscheins zu begleiten.
Sonst ging es auf der Rückreise erst auf Schweizer Territorium wieder zur Sache. Die vereinigte „Zürich United“ Anti-Basel-Front zitterte sich beim Radio hören, gemeinsam mit einem Londoner Fussballclub, ins Finale des Verlierercups. Nicht, dass wir für diesen Londoner Club Sympathien hegen würden, doch war es für die meisten Businsassen das kleinere Übel und somit der schöne Deckel drauf, auf eine durch und durch gelungene Europapokalreise.
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